Unsere Schule heißt ab dem 1. Januar 2022 „Emma-Herwegh-Gymnasium“!

Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,

sehr geehrte Damen und Herren, die sich mit der EMA verbunden fühlen!

Der Entscheidungsprozess zur Umbenennung unseres Gymnasiums wurde in der vergangenen Woche abgeschlossen. Der Hauptausschuss votierte am Donnerstag, dem 4. November, mit überwältigender Mehrheit für den Namensvorschlag der Schulkonferenz. Unsere Schule heißt ab dem 1. Januar 2022 „Emma-Herwegh-Gymnasium“!

Wir danken den politischen Parteien für die kritische und diskursive Beschäftigung mit der in Remscheid viel diskutierten Thematik. Uns ist bewusst, dass die Diskussion um die Umbenennung in den vergangenen Jahrzehnten in der Schule sowie in der Öffentlichkeit nie abgeebbt und teilweise sehr emotional geführt worden ist.

Ab diesem Sommer war die gesamte Schulgemeinde aufgerufen, sich an dem Namensfindungsprozess aktiv zu beteiligen und begründete Vorschläge einzureichen. Bis September gab es 29 Vorschläge, die offen in der Schulkonferenz diskutiert wurden; in ihrer Vielfalt standen Personen, Akronyme und nichtpersonale Begriffe zur Auswahl.

Schließlich haben wir uns in der Schulkonferenz für Emma Herwegh als neue „Namenspatronin“ entschieden. Am Tag nach der Wahl haben wir folgende Begründung an den Oberbürgermeister Herrn Mast-Weisz gesendet.

Emma Herwegh (1817-1904) war eine für die damalige Zeit sehr moderne Frau. Aufgrund ihrer großbürgerlichen Herkunft genoss sie eine erstklassige Ausbildung. Sie sprach mehrere Sprachen und war auch in vielfacher Hinsicht künstlerisch begabt; war als Schriftstellerin und Übersetzerin tätig, zeichnete, komponierte und spielte Theater. Trotz oder gerade wegen des wohlhabenden, offenen, liberalen Umfeldes in ihrem Elternhaus war sie an den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen nicht nur interessiert, sondern auch aktiv beteiligt. Sie unterstützte die Freiheitskämpfer in Polen, Baden und Italien.

Als neue Namensgeberin unseres städtischen Gymnasiums kann die historische Person Emma Herwegh in vielfacher Weise der Schulgemeinde, insbesondere den Schülerinnen und Schülern als auch den Lehrkräften als Vorbild dienen.

Schon in frühen Jugendjahren zeigte Emma Herwegh ein umfangreiches Interesse, sie war belesen, kreativ und eignete sich daher eine umfassende interdisziplinäre kulturelle Bildung an. Zudem war sie stets eine kritische Begleiterin von gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen und pflegte den Kontakt zu zahlreichen Geistesgrößen unterschiedlicher nationaler Herkunft.

Sehr früh offenbarte sich ihr Mut, als überzeugte Demokratin gesellschaftliche Konventionen und politische Ordnungen zu hinterfragen und entschieden für ihre Grundsätze einzutreten. Als selbstbewusste Person, die sich aktiv für Frauen-, Menschen- und Freiheitsrechte einsetzte, nahm sie persönliche Risiken in Kauf.

Als überzeugte Europäerin stellte sie entgegen unseres aktuellen Namenspatrons das Verbindende und nicht das Trennende zwischen den Menschen – auch unterschiedlicher Nationen – voran. Und daher erscheint uns der Namenswechsel als Gymnasium mit Schülerinnen und Schülern vielfältiger kultureller und ethnischer Herkunft und im Angesicht des vor kurzem verliehenen Titels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ als passender Ersatz und gewünschte Alternative.

Zuletzt sei als Argument noch das Kürzel unserer Schule genannt: EM[M]A gilt in ganz Remscheid als „Marke“ und ist seit vielen Generationen wie selbstverständlich mit unserem Gymnasium verbunden.

Neben zahlreichen fachlichen und pädagogischen Aufgaben haben Schulen den wichtigen Auftrag, sich mit historischen und aktuellen gesellschaftspolitischen Ereignissen auseinanderzusetzen. Diesen Aufgaben wird unsere Schule selbstverständlich weiterhin nachkommen. Unser ehemaliger Namenspatron Ernst-Moritz-Arndt wird daher auch in Zukunft Anstoß sein für problemorientierte Unterrichtsreihen.

Für unsere Schülerinnen und Schüler wird nun am Beispiel ihrer eigenen Schule deutlich, dass es sich lohnt, ein Problem nicht nur fachlich zu durchdringen (Sach-, Methoden- und Urteilskompetenz) sondern mit Mut und Engagement gewonnene Erkenntnisse zu nutzen, um Wege der Problemlösung auch real zu beschreiten (Handlungskompetenz). Insofern passt unser Engagement auch zu dem uns in diesem Jahr vergebenen Titel als „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“.

Wir hoffen, dass der neue Schulname nicht nur in der Schulgemeinde, sondern auch bald in ganz Remscheid eine breite Zustimmung erfahren wird.

Noch einmal ein großes Dankeschön an alle, die sich an der Namensdiskussion gemäß einer demokratischen Debattenkultur in gebührlicher und fairer Weise beteiligt haben. Dies gilt für entsprechende Beiträge in den Medien als auch für die zahlreichen ermunternden Emails, die die Schulleitung in den vergangenen Monaten erhalten hat.

Ein ganz besonderer Dank gilt natürlich den Mitgliedern der Schulkonferenz. Engagiert waren sie an den schulischen Prozessen beteiligt und haben im obersten Gremium der Schule sehr verantwortungsvoll diskutiert und entschieden. Danke!

Zu guter Letzt will ich persönlich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass in Zukunft Sätze wie zum Beispiel „unsere Kinder gehen auf die EMMA“ auch grammatikalisch korrekt sind, weil nun eine starke Frau unserem Gymnasium als Namensgeberin fungiert.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Schulz

Schulleiter

Unsere EMMA in Remscheid